Hausboot Langenhövel Veddel, Hamburg 1957 Opa Schreyer Unser Heim nach der Flucht aus der ehem. DDR 1957
Flucht mit meinen Eltern 1957 von Barby nach Hamburg
Meine Brüder und ich sind mit unseren Eltern 1957 aus Barby bei Magdeburg geflohen und wohnten nach der Flucht in Hamburg - Langenhövel auf einem Hausboot. Dort hab ich mein erstes einschneidendes Erlebnis mit der Dove Elbe gehabt. Ich fiel vom Hausboot in das Wasser und trieb einige Meter vom Boot entfernt entlang der Elbe mit dem Kopf im Wasser, Ohnmächtig. Meine Mutter half meinen älteren Bruder Jörg gerade bei den Schularbeiten und hörte es plumpsen und schreckte auf lief in die Richtung des Lautes - sah mich auf dem Wasser treiben, sprang mit allen Klamotten ins Wasser, schwamm zu mir und zog mich heraus. Sie legte mich auf eine Tonne Kopfüber und lies das Wasser aus meinen Mund laufen - nach kurzer Zeit kam ich zu mir. Lange Zeit hatte ich ein Trauma von diesem Ereignis. Heute denke ich manchmal darüber nach und komme zum Entschluss, das ich wohl deswegen eine künstlerische Laufbahn einschlug, wegen der Bilder, die ich dann verarbeitet habe.
Nach ein paar Jahren bekam unser Vater eine Anstellung bei Phillip Holzmann u.a. baute Er mit Holzmann den Elbtunnel. Meine Eltern und wir drei Brüder wurden durch unsere Großeltern unterstützt und schafften durch deren Hilfe einen sicheren Platz im Westen.
Während des Krieges beim Feuersturm auf Hamburg floh unsere Mutter nach Barby/Elbe, dort lernte sie unseren Vater kennen. In Barby wurde ich und meine Brüder Frank und Jörg geboren. Mit meinen drei Jahren, Frank Sechs und Jörg Sieben gelang uns die Flucht. Unsere Mutter war sehr mutig.
Die Schulzeit war für uns Dreien im Westen der Horror. Die Schulärzte und Ärzte bei den Bezirksämtern machten uns Dreien Angst. Die häufigen Impfungen? Auch Schläge waren an den Schulen damals normal. Ohren umdrehen, Backpfeifen ohne Ende. Manchen Schüler wurden Schlüssel ins Gesicht geschmissen. Die Lehrer hatten nicht alle Beisammen. Ich erinnere mich an meinen Geschichtslehrer, der mir mit dem Stock auf die Finger schlug. Ich stand von meinen Sitzplatz auf und nahm Ihn den Stock weg - damals Neunte Klasse. Ich durfte dann nicht mehr am Geschichtsunterricht Teil haben und machte dann Aquariumpflege. Ich bekam dann eine Sechs in Geschichte. Wenn der meine Mahnmale und Bücher kennen würde - würde Er wahrscheinlich sagen : "Hat doch genützt - das Du Schläge bekommen hast."
In meiner Kindheit sah ich viele Hakenkreuze an Hauswänden, wusste damals nicht, was die Hakenkreuze bedeuteten. Zu Weihnachten bekamen Kinder kleine Spielzeugpanzer, die Funken sprühten? Wir spielten mit den Panzern über Teppichrollen.
Später, wohnte ich eine Zeit bei meiner Oma weil es zu Eng zu Hause war. Mit 14 Jahren arbeitete ich bei Schlochhauer (Jutesäcke Fabrik in Billstedt) in den Ferien und zog bei Türkischen Landsleuten die Jutesäcke von der Nähmaschine - 9 Stunden lang am Tag und verdiente 90 DM in der Woche. Wir versuchten alle Drei früh Geld zu verdienen, weil der Vater in der Anfangszeit nicht so viel verdiente. Wenn unsere Großeltern nicht in Hamburg gelebt hätten und wir nicht von Ihnen Unterstützung bekommen hätten, wäre alles sehr furchtbar gewesen. Das Leben, die Energie kam hauptsächlich von Ihnen. Unser Opa war Binnenschiffer und die Oma arbeitete fleißig mit. Heute schaue ich gerne auf Schuten und Schiffe. Manchmal fühle ich mich wie ein Stück Treibholz. 2017
Ich finde das schrecklich Heute, wie man an den Grenzen Türkei/Griechenland mit den flüchtenden Menschen umgeht, ich könnte kotzen. In der Zeitung las ich, das die Kinder daran denken vor der Grenze Suizid zu machen. Die EU bekommt für den Schutz von Flüchtenden Geld und verweigert aber den Einlass der Menschen, benutzt das Geld für die Absperrung der Grenze. Das ist Unmenschlich, kotz. März 2020